HAZ, 24.11. 2020, Saskia Döhner –
Es geht doch: Die Otfried-Preußler-Schule kann ihr preisgekröntes Poolmodell für Schulbegleiter wieder aufnehmen. Der Jugendhilfeausschuss beschloss am Montag einmütig den Vorschlag der Stadt dazu.
Der Jugendhilfeausschuss der Stadt hat am Montag einstimmig den Kompromissvorschlag der Verwaltung für ein rechtsübergreifendes Schulbegleiter-Poolmodell beschlossen, das bereits zum 1. Dezember an der Otfried-Preußler-Schule starten soll. Danach darf sich ein Schulbegleiter nicht nur um ein Kind, sondern auch um zwei oder drei Schüler kümmern.
„Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie das Zusammenwirken der unterschiedlichen Beteiligten, der Druck aus der Öffentlichkeit, der Aufruf des Inklusionsbeirats und nicht zuletzt die Demonstration der Kinder vor dem Rathaus eine Lösung bringt“, sagte SPD-Ratsherr Christopher Finck.
Grundsätzlich gibt es zwei sogenannte Rechtskreise beim Anspruch auf Schulbegleitung: Die Region finanziert die Helfer für geistig und körperlich behinderte Kinder, die Stadt die Assistenten für Kinder mit Autismus, seelischen Behinderungen oder sozial-emotionalem Förderbedarf. In dem neuen Modell werden nun die Rechtskreise Sozialgesetzbuch VIII (Eingliederungshilfe für Kinder mit seelischen Behinderungen) und IX (Hilfe für Behinderte) zusammengeführt.
Zwei Rechtskreise werden vereint
Aus dem bisherigen Poolmodell der Südstädter Grundschule, die auch dafür in diesem Jahr den Deutschen Schulpreis erhalten hat, war die Stadt bereits im Sommer 2019 ausgestiegen. Die Abrechnung sei zu kompliziert, wenn ein Individualrecht kollektiv angewandt werde, hatte die Stadt unter anderem als Begründung angeführt. Weil die Schule es für nicht praktikabel hielt, die Schulbegleiter nach zwei unterschiedlichen Modellen zu beschäftigen, war dann in diesem Februar auch das Poolmodell für die Integrationshelfer der Region gekündigt worden.
Daraufhin waren Eltern auf die Barrikaden gegangen, die gerade wegen des Poolmodells ihre Kinder auf der Otfried-Preußler-Schule angemeldet haben. Zum einen sei damit nicht auf den ersten Blick klar, welche Kinder einen Begleiter haben, das sei nicht so stigmatisierend. Zum anderen sei die Vertretung im Krankheitsfall sichergestellt.
Poolmodell soll auf andere Schulen ausgeweitet werden
Für Silvia Klingeburg-Pülm, Vorsitzende des Inklusionsbeirates, die für die Grünen im Rat sitzt, ist das neue Poolmodell ein erster wichtiger Schritt auf dem Weg zu dem Ziel, alle Klassen in Hannover mit einem Schulbegleiter auszustatten, unabhängig davon, ob es in der Klasse Kinder mit einem entsprechenden Rechtsanspruch darauf gibt oder nicht. Bildungsdezernentin Rita Maria Rzyski sagte in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses am Montag, andere Schule sollten sukzessive auf das Poolmodell umgestellt werden. Es gebe Standorte, bei denen das vermutlich unkomplizierter sei als bei anderen. Konkret sprach sie dabei Anke Berndt, die Schulleiterin der Gebrüder-Körting-Schule (Badenstedt) an, die als Zuschauerin an der Sitzung teilnahm.
Folgende Bilder sind privat von den aktiven Eltern, die sich auch im Vorfeld sich sehr engagiert haben.