Ihr Bandname ist Programm: Glücksmomente wollen selbige bescheren – und die dreiköpfige Band schafft’s auch, dem Zuhörer im Gleichklang ihrer Musik wohlige Schauer über den Rücken laufen zu lassen. Popsongs aller Bourani und Co. servieren die Jungs im heimischen Keller des Bandleaders in Hannover. Dario Dee gibt mit seinen Drumsticks den Takt an. Der 21-jährige ist voll konzentriert und signalisiert Sänger Seyyid B.T. wie Gitarrist DaRed Mike das Startzeichen. „Kopf verloren“ steht jetzt auf dem Programm – ein Song, den Schlagzeuger Dario Dee selbst geschrieben hat. Ein Stück – ruhig und melancholisch wie bei Bourani. Ein Stück wie es in ähnlicher Form in anderen Nachwuchsbands auch im Repertoire sein könnte. Und doch anders. Weil es geschrieben wurde von einem jungen Mann mit Down-Syndrom, einem Mann mit einem Chromosom mehr als es der Durchschnittsmensch hat, einem Mann, den die Gesellschaft gern mal in die Schublade steckt als geistig behindert und wenig produktiv.
Dario Dee hat hehre Ziele; in der TUI-Arena würde er gern mal mit Glücksmomente auftreten, vielleicht sogar als Vorband von Bourani. Träume, die auch andere junge Leute hegen. Die Trisomie 21 – wie das Down-Syndrom ebenfalls bezeichnet wird – hindert ihn nicht in seinem Ehrgeiz. Er möchte ganz oben mitspielen, mit den Großen im Geschäft auf einer Bühne stehen. Der 22- jährige Seyyid B.T. holt ihn dann gern auf den Boden der Tatsachen zurück. „Wir machen Musik – und das ist gut so.“ Der Band gehe es vor allem um das Vergnügen bei der Sache, vom Niveau her ordne er das Trio eher in die Riege anderer Nachwuchsbands in Hannover ein, die auch gern mal auf Festivals, Schulfesten und ähnlichen kleinen Veranstaltungen spielen würden.
„Wir arbeiten gerade daran, zehn Songs am Stück in guter Form präsentieren zu können“, betont der 22-jährige, der derzeit eine Ausbildung zum Ergotherapeuten absolviert. Unterstützt wird er dabei von DaRed Mike, der wie er vor ein paar Jahren als Nachhilfelehrer und Begleiter für Dario Dee zu der Familie in Hannover gekommen ist. Heute habe sich eine dicke Freundschaft zwischen allen dreien entwickelt. „Dass wir bei unseren Treffen Spaß haben – das ist das Wichtigste“, meint der 23-jährige, der eine Ausbildung zum psychotherapeutischen Heilpraktiker anstrebt.
„Unser Stil hat einfach nur mit Glück zu tun“, will es Dario Dee, der im Alltag eine Berufsschule in Bremen besucht, auf den Punkt bringen. So sei es auch zu dem Bandnamen gekommen. Rockballaden von den Beatles, Mainstream-Songs á la Giesinger und Foster – die Musiker zeigen sich vielfältig und haben eben auch eigene Songs im Gepäck. Zum Beispiel bei ihrem Auftritt beim Markt der Möglichkeiten am 21. Oktober im Haus der Region. Die Vereine „Mittendrin“ und „Down-Syndrom Hannover“ eröffnen mit der vielfältigen Informationsbörse zum siebten Mal die erfolgreichen Miteinanders-Tage im Herbst.
Aussteller aus den verschiedensten Bereichen prägen den Informationstreff rund um Inklusion. Um 15 Uhr gibt Sozialdezernent Erwin Jordan das Startzeichen für den Markt der Zukunftsideen mit Cafeteria und Co. Das bunte Programm darf natürlich nicht fehlen in der Veranstaltungskulisse in der Hildesheimer Straße 18. Mit von der Partie sind nicht nur die Jungs der inklusiven Band Glücksmomente, sondern auch kleine Künstler aus der Otfried-Preußler-Schule sowie Lili & Claudius, die an spannenden Experimentierstationen die Wunder der Natur spielerisch erklären. Ausprobieren ist hier ausdrücklich erwünscht. Attraktive Preise gibt’s zu gewinnen bei der Tombola zugunsten der Vereinsarbeit der Veranstalter. Und: Erstmalig bietet Jenny Klestil, Fotografin für das Projekt „Glück kennt keine Behinderung“, ein besonderes Shooting für Familien an. So viel Glück im Titel der Veranstaltung, da ist es nur es nur folgerichtig, dass die Rock- und Popgruppe mit eben diesem vielversprechenden Substantiv im Bandnamen „ein Hoch auf dieses Leben“ á la Bourani ausbringt.